Synode durchbricht ihre eigene Systematik bei der Stellenplanung

„So gut wie alles für die Gemeinden“, so tönt und schreibt es auf allen Kanälen – auch bei der gerade zu Ende gegangenen Frühjahrssynode der ELKB, die vom 18.-22. März 2012 in Augsburg stattfand. Dass alles Geld, das die Landeskirche durch die Kirchensteuern einnimmt, zu 80 % den Gemeinden zugutekommt, ist inzwischen eine stehende Redewendung, die die Existenzberechtigung des Forums „Aufbruch Gemeinde“ und des Gemeindebunds Bayern von vorn herein bestreitet. Wir seien die, die in unnötiger, weil unbegründeter Weise, den Gruppen- und Lagerstreit innerhalb der Kirche schüren, statt für ein gutes Miteinander aller zu sein. Tatsache ist, dass auch 2012 die Kirchengemeinden im Rahmen des innerkirchlichen Finanzausgleichs lediglich über 27 Prozent des Kirchensteueraufkommens selbst entscheiden, das wiederum nur zwei Drittel der Gesamteinnahmen der Landeskirche ausmacht.

Zum 31.12.2012 muss der letzte Landesstellenplan in den Gemeinden und Dekanaten umgesetzt sein, der in manchen Gebieten der ELKB zu einer Stellenreduzierung von über 10 % führt. In manchen Dekanaten laufen noch Beratungsprozesse, die helfen sollen, die schmerzlichen Einschnitte zu verarbeiten. Kirchengemeinden haben Aufgaben und entsprechenden Personalbedarf. Beides reduziert sich nicht automatisch und proportional zur sinkenden Gemeindegliederzahl, nach der der Stellenbedarf hauptsächlich berechnet wurde. Dass nun – ohne irgendeine Anstandsfrist zu wahren – zwei Stellen im landesweiten Dienst zusätzlich errichtet wurden, muss den mit dem Abbau beschäftigten Gemeinden am Ort wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen. Eine halbe Stelle wird für „Salutogenese“ (Gesundheitsfürsorge) errichtet und soll Hilfestellung für ausgebrannte MitarbeiterInnen bieten. Diese Stelle ist eine befristete Projektstelle und bewegt sich im Kontingent von 6,5 Projektstellen landesweit. Die andere halbe Stelle, die die Landessynode und ihr Präsidium theologisch unterstützen soll, stellt dagegen eine Stellenausweitung im landesweiten Dienst dar. Damit wird die bisherige Systematik, wonach die Proportion der Bereiche Gemeindedienst, dekanatsweiter Dienst und landesweiter Dienst erhalten bleiben soll, durchbrochen. Dass dies nicht geschieht, dafür hatten die Synodalen vor nicht allzu langer Zeit noch leidenschaftlich gekämpft.

Dass eine Synode und ihr Präsidium Unterstützung gebrauchen kann, versteht sich von selbst. Dass ein solcher Bedarf im landesweiten Dienst zu einer Ausweitung der Stellen führt, ein vergleichbarer Bedarf im Gemeindedienst dagegen nicht, kann nicht begründet werden. So verspielt kirchenleitendes Handeln Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei den Gemeinden am Ort. Die Rede vom guten Miteinander bekommt einen hohlen Klang. Sicher kann man verstehen, dass die Synode hier besonders leicht zu überzeugen war, da die Stelle ja ihr selbst zugutekommt – oder soll (muss) man sagen: Sie sollte sich umso mehr dafür schämen, da sie ja die Versammlung der Gemeindevertreter ist? Einer meinte gar, auch diese Stelle käme den Gemeinden zugute, da Synodale ja Gemeindevertreter seien. Ungehört von der Mehrheit blieben Forderungen, man solle die Stelle dadurch ermöglichen, dass im landesweiten Dienst eine andere halbe Stelle eingespart wird. Dies wollte sich auf der landesweiten Ebene keiner vorstellen.

Bleibt mir die Einsicht, dass das Forum Aufbruch Gemeinde weiter Überzeugungsarbeit leisten muss und der Gemeindebund Bayern alles andere als überflüssig ist. Die Gemeinde am Ort braucht eine Lobby. Die gibt es auch in der Synode. Die Mehrheit hat sie nicht.

Hof, den 23. März 2012

Pfr. Johannes Taig (Gemeindebund Bayern, Mitglied der Landessynode)

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