Fragen und Probleme rund um kirchliche Reformprozesse (I):
Von Friedhelm Schneider
Das Schlagwort von den (notwendigen) kirchlichen Reformprozessen ist in aller Munde. Ob dabei die evang. Kirche viel zu lange einen »Reformstau« zu beklagen hatte und sich deshalb nun im »Reformstress« befindet, sei dahingestellt. In einer lockeren Folge von Beiträgen widmet sich das »Deutsche Pfarrerblatt« der Theorie und Praxis kirchlicher Reformprozesse in der EKD und in einzelnen Gliedkirchen. Es geht um die kritische Beobachtung und Begleitung dieser Vorgänge. Den Auftakt macht Friedhelm Schneider mit der Analyse eines Strukturwandels in der EKHN, der sich zugleich als Kulturwandel verstehen lässt.
Der Kirche wollen ihre Reformen nicht recht gelingen, sichtbarer Erfolg bleibt aus. Denn es fehlt der Bezug zur Praxis – »Kirche der Freiheit« (KdF), das Reformpapier der EKD, konnte »einer differenzierten Situationsanalyse … ein eigenes Recht« nicht zugestehen. Und »nur am Rande wird im Namen der ›Kirche der Freiheit‹ auch jene – von der EKD selbst finanzierte – Forschung rezipiert.« So will die Kritik an KdF auch heute, sechs Jahre nach Erscheinen, nicht enden und die Frage steht im Raum, ob die Reformen nicht »neue und vielleicht sogar schwerwiegendere Probleme« schafften als sie lösten. …
Die negativen Auswirkungen in Bezug auf die kirchlichen Zielsetzungen seien an drei Beispielen angezeigt:
1. »Geistliche Gemeinschaft«, »Nähe zu den Menschen« – das waren inhaltliches Denken und Handeln bestimmende Ziele der Kirche. Und heute? Kenner konstatieren eine »große innerkirchliche Selbstbeschäftigungsmaschinerie.« Der Weg zurück zu den Menschen wird nur über nicht-strukturelle Koordination zu erzielen sein.
2. Machtwechsel von der Theologie zur Bürokratie, vom Kirchenpräsidenten zum Finanzabteilungsleiter. Dazu bedenke man die Erkenntnisse Max Webers: »Eine einmal durchgeführte Bürokratie gehört zu den am schwersten zu zertrümmernden sozialen Gebilden … Als Instrument … war und ist sie daher ein Machtmittel allerersten Ranges für den, der über den bürokratischen Apparat verfügt.«
3. Finanzen und Wirtschaftlichkeit. Generell gilt: kein System kann günstiger sein als eines, das auf Selbstregulierung basiert. Denn in betriebswirtschaftlicher Sicht erhöht die Gewichtsverlagerung zur »Struktur« die Gemeinkosten und senkt damit die Wirtschaftlichkeit. Und das mit wachsender Tendenz. Beispiel Gesundheitswesen: dort liegt der Verwaltungskostenanteil mittlerweile bei 25%.
Lesen Sie hier den ganzen Artikel aus dem Deutschen Pfarrerblatt, Nr. 8/2012, S. 461 f.: http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt//index.php?a=show&id=3215