Aufbruch von vertrauten Wegen – Die evang.-luth. Kirche in Kanada

Pfr. Alois Schwarz, der in Kanada Theologie studiert hat, gibt einen Einblick in die Reformprozesse der dortigen evang.-luth. Kirche (Korrespondenzblatt Nr. 5/2012)

„Die Mitgliedszahlen gehen zurück. Von den Statistiken lässt sich die Kirche jedoch nicht beirren, sondern sie sieht darin Auftrag zum Handeln und Möglichkeit des Wachsens in einer zunehmend multikulturellen und säkularen Welt. Wachstum geschieht auf Gemeindeebene, da wo Menschen miteinander Gottesdienst feiern und in die Gesellschaft hineinwirken. Der Leitgedanke für die nächsten Jahre lautet: Wir sind Gottes Volk und Kirche im Dienst am Nächsten. Die Struktur muss der Verkündigung und Seelsorge dienen. Es bedarf in der hochtechnisierten Welt mit neuen Kommunikationsmöglichkeiten keiner kostspieligen Verwaltung. Sie soll abgebaut werden. Die fünf Kirchenkreise werden in den nächsten Jahren durch Fusionen auf drei Kirchenkreise verringert. Die Verwaltungsebene »Conference« mit einem Dean als Leiter, soll ganz abgeschafft werden. Gemeinden können sich zu Regionalkonferenzen zusammenschließen, um sich gegenseitig zu stärken. Es liegt in der Verantwortung der Gemeinden, welche Finanzen sie für überregionale Einrichtungen und Angebote bereitstellen.

Die gesetzgebenden Organe wie National- und Kirchenkreisconvention werden nur noch alle drei Jahre, und nicht wie bisher im zweijährigen Rhythmus, zusammentreten. Das spart Reisekosten, die bei den Entfernungen den Haushalt stark belasten. Gesamtkirchliche Einrichtungen (Pastorenseminare, Schulen, diakonische und soziale Programme, Mitarbeit in nationalen und internationalen Gremien, Rechnungsprüfungsamt, Kirchenamt in Winnipeg) werden so weit wie möglich weitergeführt. Bei diesem Reformwerk fällt positiv auf, dass die Kirchengemeinden nicht geschmälert, Pfarrstellen und Gemeinden nicht einfach wegrationalisiert werden. Es gibt keine kirchliche Behörde, die in Haushaltsfragen oder Bauvorhaben den Kirchengemeinden vorschreibt, wie sie ihre Arbeit zu regeln haben. Was die Bezahlung kirchlicher Mitarbeiter anbelangt, da gibt es natürlich Richtlinien, die auf Kirchenkreisebene geregelt werden. Die Enthierarchisierung der ELCIC kommt dem kanadischen Modell der individuellen und unabhängigen Lebensgestaltung sehr entgegen. Es ist ein Modell der Freiheit, das die Kommunalverwaltung, Institutionen, und die Wirtschaft des Landes ebenso bestimmt.“

Lesen Sie hier den ganzen Artikel: https://www.aufbruch-gemeinde.de/download/schwarzkblatt-1205.pdf

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