Profil und Kirchenbild
Was will der Gemeindebund 
Seit 2014 gibt es den Gemeindebund in Bayern. Inzwischen zählen über 70 Gemeinden zu seinen Mitgliedern und zurzeit melden viele ihr Interesse an, was wohl auch mit dem Landesstellenplan zu tun hat. 
Wir können den vielen Anfragen kaum gerecht werden. Was uns auffällt: einige haben immer noch nicht 
verstanden, um was es uns geht. Wir sind weder unzufriedene Motzer, noch so antiquiert, dass wir nur 
einem veralteten Kirchenbild nachtrauern. Uns geht es nicht in erster Linie ums Geld und die Finanzen 
noch wollen wir den landesweiten Dienst abschaffen. Uns geht es darum, dass in dieser Kirche, in der 
wir alle gerne arbeiten, das Evangelium von Jesus Christus unser Handeln bestimmt, auch und gerade 
was ihre Entwicklung und ihre Organisation betrifft, damit wir zukunftsfähig bleiben oder werden und so 
dem Herrn dieser Kirche dienen. Selbstverständlich könnten dem viele zustimmen- wenigstens darin 
sind wir uns wenigstens einig. Nur wie wir dieses Ziel erreichen können, welche Prioritäten gesetzt werden und welche Entscheidungen getroffen werden, darüber lässt sich trefflich streiten, wie es einer protestantischen Kirche gut zu Gesicht steht. 
Unser Profil
Die Kirche lebt in ihren Ortsgemeinden. Hier ist der primäre Ort der Kommunikation des Evangeliums 
und der gegenseitigen Anteilnahme am gemeinsamen Glauben und Leben. Für die Verkündigung des 
Evangeliums und für das Feiern der Sakramente ist die Nähe zu den Menschen durch nichts zu ersetzen. Deshalb liegt das Primat auf den Ortsgemeinden und alle anderen kirchlichen Einrichtungen leben 
von ihnen und dienen ihnen. Professor Christian Möller hat das einmal sehr treffend formuliert: „Eine 
Kirche, die nicht bei den Menschen am Ort bleibt, mag in ihren Initiativgruppen so fortschrittlich oder so 
gläubig wie nur möglich sein, in ihrer landeskirchlichen Gestalt so exakt und technokratisch wie nur 
denkbar, in ihrer ökumenischen Gestalt so weltweit und konziliar wie nur vorstellbar, so hat sie dennoch 
versagt, wenn sie der anstrengenden Nähe des Nächsten am Ort ausweicht…“
Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Gemeinden zu ermutigen, ihre Rechte wahrzunehmen, der Verantwortung des Lebens in ihrer Gemeinde gerecht zu werden und jeglicher Entmündigung entgegenzutreten. Die Stärkung der mittleren Ebene darf nicht dazu führen, dass Kirchengemeinden geschwächt 
oder gar ihrer Rechte beraubt werden. Die mittlere Ebene muss Dienstleister für die Gemeinden sein 
oder werden. Eine Zentralisierung der Kirche, wie sie in Ansätzen bereits Wirklichkeit ist, widerspricht 
unserem Gemeindeverständnis, das sich theologisch wie soziologisch begründen lässt. Der Gemeindebund bietet ein Forum – vergleichbar mit dem Städtetag -, in dem sich die Gemeinden über ihre Angelegenheiten austauschen können und dadurch die Kommunikation der Gemeinden untereinander verbessert wird.
Was Gemeinden brauchen
Zur Stärkung der Ortsgemeinden sind einige wichtige Entscheidungen zu treffen. Eine davon sind die 
finanziellen Mittel, über die eine Gemeinde verfügen kann. Man kann durch die Steuerung des Geldflusses eine Kirche grundlegend verändern. Einige Zahlen zur Veranschaulichung
 Das verteilbare Kirchensteuer-Aufkommen ist im Zeitraum von 2010 bis 2021 
(Haushaltsansatz!) von 420 auf 666 Millionen Euro gestiegen. Das macht einen Zuwachs von 
57,2 % aus.
 Der Punktewert (also was Gemeinden aus Kirchensteuermitteln zur Verfügung gestellt wird) ist 
demgegenüber von127,93 € auf 159,77 € gestiegen. Das ist ein Zuwachs von 24,9 %. 
 Die Schlüsselzuweisungen sind im gleichen Zeitraum von 72,9 Millionen Euro auf 84,6 Millionen 
Euro gestiegen, eine Steigerung von 11,9 %
Die Gesamteinnahmen (also nicht nur die Kirchensteuer) werden im Jahr 2021 mit 969 918 249 
€ angegeben. Davon erhalten die Gemeinden 49,55 % im Jahr 2010 waren es noch 54,4% 
Anteil am Gesamthaushalt, im Jahr 2017 51,1%. 
(Bei allen Zahlen handelt es sich um Haushaltsansätze)
Wieso steigen die finanziellen Mittel für die Gemeinden nicht im gleichen Umfang wie die Einnahmen? 
Die neueste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung liefert Fakten 
Warum, so fragen wir wiederholt, werden die Ergebnisse der neuesten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung kaum berücksichtigt? Nach dieser Untersuchung müssten die parochial verfassten Ortsgemeinden der Ausgangspunkt für eine Kirchenreform sein. Die Verbundenheit mit der evangelischen Kirche ist 
mit der Verbundenheit zur Ortsgemeinde gleichzusetzen, so fasst Gerhard Wegner, der Direktor des 
sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD die Ergebnisse dieser Untersuchung zusammen: „Damit ist 
die Kirchengemeinde – ganz nüchtern und rein faktisch konstatiert – nach wie vor die mit Abstand wichtigste Drehscheibe der Kirchenmitgliedschaft“. 
Auch Soziologen wie Dr. Maren Lehmann (Universität Erfurt) kommen auf gleiche Ergebnisse: „Was 
bleibt, und zwar im Wortsinne: was Bestand hat, allen Formalisierungsbemühungen zum Trotz, ist die 
variantenreich wildernde religiöse Kommunikation. Sie bleibt auch dann, wenn man darauf verzichtet, 
ihr durch konfessionelle, dogmatisch erfahrene Beobachter Orientierung und Verlässlichkeit zu geben. 
Die Gemeinde hat daher auf jeden Fall Zukunft. Die Mitgliedschaftskirche nicht.“1
Soziologisch ist der Befund eindeutig: ohne eine Bindung an eine Gemeinde, ohne die persönliche Begegnung mit den örtlichen Pfarrerinnen und Pfarrern wächst die Austrittswilligkeit. Auch aus diesem 
Grund darf die Wertschätzung der Ortsgemeinden nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben. Eine Reformbewegung in unserer Kirche müsste an diesem Punkt ganz neu ansetzen und die alten, erfolglosen 
Konzepte der letzten Jahrzehnte aufgeben. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre die laufende und 
zukünftige Landesstellenplanung neu zu konzipieren. So viel wie möglich Mitarbeitende müssten ihren 
Dienst in den Gemeinden leisten. Ein weiterer Schritt wäre es, die finanziellen Mittel der Kirche umzuverteilen. . 
1 3 GS IV 134,f4
Zukunft unserer Kirche – Prioritäten
Für die Zukunft der Kirche wird es von allergrößter Wichtigkeit sein, welche Prioritäten gesetzt werden 
und damit natürlich auch verbunden, was wir aufgeben müssen. Wir hätten uns gewünscht, dass solche 
Entscheidungen vor der Festsetzung des Landesstellenplanes diskutiert und getroffen worden wären. 
Unser Ziel, dass die einzelnen Gemeinden die Basis bilden und als die primäre Gestalt der Kirche gelten, korrespondiert mit Fragen wie: Was brauchen die Gemeinden? Worin sind sie zu unterstützen? Wie 
können sie einander helfen und voneinander lernen? Das ist alles andere als ein Top-Down-Prozess. 
Und es ist ein sehr modernes, fortschrittliches und wissenschaftlich fundiertes Kirchenverständnis. Es 
gibt zwei Grundstrategien kirchlichen Handelns, die „Bewahrungsstrategien“ und die „Vorwärtsstrategien“, man könnte sie auch „progressive Kräfte“ nennen. Die kirchlichen Leitungsgremien verfolgen in 
der Regel Bestandswahrungsstrategien, sie sind strukturell konservativ und an Harmonie orientiert, sie 
haben die Wahrung der Einheit und des Konsenses zum Ziel. Dagegen ist nichts zu sagen, das ist auch 
ihre Aufgabe. Allerdings dürfen sie nicht die vorwärtsdrängenden Stimmen anderer überhören. Die Basis, die Gemeinden und ihre Gruppen in der Kirche sind die eigentlich progressiven. Sie reiben sich an 
der Großkirche, sind Opposition und vielleicht gerade dadurch sehr loyal ihrer Kirche gegenüber. Sie 
können nicht in ausgewogener Neutralität bleiben. Grund dafür ist, dass sie nicht Anwalt des Ganzen 
sind, sondern Anwalt der einzelnen, hilfsbedürftigen und aus dem gesellschaftlichen Rahmen herausfallender Menschen. Sie begegnen den Menschen auf Augenhöhe, den Armen und Kranken, all den Bedürftigen, in unmittelbarerer Nähe, von Angesicht zu Angesicht. Sie können nicht von der Harmonie des 
Ganzen her denken, in der der einzelne als Opfer zu leicht unsichtbar wird. Aufbrüche und Neuanfänge 
in der Kirche gingen immer von der Basis aus, denken wir nur an die Diakonie in Neuendettelsau oder 
an das Rauhe Haus in Hamburg, an den Fall der Mauer oder gar an die Reformation. 
Es ist an der Zeit, dass wir die alten, in den letzten Jahrzehnten favorisierten und wenig erfolgreichen 
Prozesse der Kirchenentwicklung verlassen. Hoffnung macht uns die große Kreativität und das Engagement in vielen Kirchengemeinden, was sich gerade in der Pandemie bewährt hat. Die Mitglieder der 
Gemeinden nehmen als Trägerinnen und Träger des Gemeindelebens das Priestertum aller Gläubigen 
Kirche muss Gemeinde dienen
„Die Gemeinden sind nicht Ortsvereine der Landeskirche. Und alles, was in den Kirchen oberhalb der 
Gemeinde vor Ort angebaut worden ist, dient nur der Gemeinde – ansonsten sind es überflüssige Super-Strukturen.“
(Jürgen Moltmann bei dem öffentlichen Festvortrag zur Barmer Theologischen Erklärung zum Auftakt 
des Studientags der vier kirchenleitenden Organe der ELKB.)
„Kirchenreformen und der Neuaufbau der Kirche werden an jener Basis einsetzen, wo Menschen in 
überschaubaren Gemeinden das Evangelium hören… Die großkirchlichen, übergemeindlichen Organisationen nehmen den konkreten Gemeinden ihre Selbstständigkeit und oft auch ihre Eigenverantwortlichkeit… Die einzelnen und die kirchlichen Organisationen können sich nur an einem Ort wirklich finden: In der versammelten Gemeinde. Nur in der versammelten Gemeinde wird die Christenheit aktionsund widerstandsfähig.“ (Jürgen Moltmann, Kirche in der Kraft des Geistes, S. 361)
Dr. Gerhard Schoenauer, Dekan i.R., 1. Vorsitzender des Gemeindebundes V.i.S.d.P.
Karl-Friedrich Wackerbarth, Pfarrer, 2. Vorsitzender des Gemeindebundes, Landessynodaler
