Der Landesbischof/die Landesbischöfin – mehr als ein Name!

FORUM AUFBRUCH GEMEINDE

Im Frühjahr 2011 steht die Wahl eines neuen Landesbischofs oder einer Landesbischöfin (im Folgenden wechselnd gebraucht) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern an. Mit einer ersten Liste möglicher Kandidaten und Kandidatinnen hat das Sonntagsblatt die Diskussion um Namen und Personen eingeleitet. Dem Forum „Aufbruch Gemeinde“ erscheint das als der falsche Weg. Richtiger wäre es, sich über das jetzt erforderliche Profil dieses Amtes zu verständigen.

Die momentane kirchliche Situation kann nur als kritisch beschrieben werden, wenn man an  Finanzen, Mitgliederentwicklung, schwindenden Kirchenbesuch, die Skandale der jüngsten Zeit, das öffentliche Image und die sinkende Wertschätzung der Theologie an den Universitäten denkt. Die Krise stellt eine inhaltliche Herausforderung dar und darauf muss die Kirche auch mit einem inhaltlichen Profil reagieren. Es genügt also nicht, nur die klassischen Eigenschaften von einem kommenden Landesbischof zu erwarten: Eine seelsorgerliche Grundeinstellung und Kompetenz sowie die Kraft zur Integration unterschiedlichster Menschen und Gruppen. Integrationskraft ist zwar wichtig, aber mindestens ebenso theologische Positionierungskraft angesichts der Herausforderungen. Darum sind aus unserer Sicht wenigstens folgende vier Eigenschaften nötig:

  1. Als repräsentative Stimme ihrer Kirche muss die Landesbischöfin das Evangelium konkret und lebensrelevant,  mit profetischem Biss und christlicher Zuversicht verkündigen. Wir erwarten, dass sie kompetent Gottesdienst feiern kann.
  2. Als Moderator in vielen innerkirchlichen Prozessen muss der Landesbischof einen partizipativen und diskursiven Leitungsstil pflegen, der innerkirchliche Kritik nicht nur zulässt, sondern als wesentlich für eine konziliare Meinungsbildung fördert.
  3. Als Vertreterin ihrer Kirche auf ökumenischer Ebene muss der Landesbischöfin ein evangelisches Kirchenverständnis am Herzen liegen, das Abstand nimmt von allen zentralistischen Gestaltungsprinzipien und vielmehr auf die Stärkung des Priestertums aller Glaubenden setzt. Selbstverantwortung und Mitverantwortung muss sie auf allen kirchlichen Ebenen stärken, insbesondere auf der Gemeindeebene.
  4. Als Repräsentant seiner Kirche muss der Landesbischof in der Lage sein, theologisch begründet Stellung zu gesellschaftlichen Fragen zu beziehen und sie profiliert in die öffentliche Diskussion einzubringen.

Forum „Aufbruch Gemeinde“ im Juli 2010

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