10 Thesen zum Amt der Kirche und zur Identität des Pfarrberufs

Unter dem Titel „Der grundlegende Dienst der Kirche“ stellt Dr. Karl Eberlein, Pfarrer und stellv. Dekan in Roth bei Nürnberg, 10 Thesen zur Diskussion über das Bild des Pfarrberufs vor. Die Thesen erschienen im Herbst 2014 in zwei Teilen im Korrespondenzblatt des Bay.  Pfarrerinnen- und Pfarrervereins (Nr. 10 und 11/2014) und sind auch ein Beitrag zu einem von der Synode initiierten Prozesses zum heutigen Pfarrerbild: www.berufsbild-pfr.de/.

„In dem 2006 veröffentlichten EKD-Impulspapier „Kirche der Freiheit“ wird propagiert, dass eine Pfarrerin / ein Pfarrer „zur oder zum leitenden Geistlichen eines Netzwerkes von Ehrenamtlichen“ werden soll (68). Nur geringfügig weiterinterpretiert heißt das: Pfarrer sind so etwas wie die Spinne im Netz, die alle Fäden ziehen. Weiter ist in unserer Kirche immer wieder von einem Motivieren, Anleiten, Begleiten und Betreuen Ehrenamtlicher die Rede. Das damit Gemeinte muss nicht generell in Frage gestellt werden, wenn es um bestimmte Aufgaben und Gelegenheiten geht. Wenn damit aber ein Dauerverhältnis zwischen Pfarrern und Ehrenamtlichen bestimmt werden soll, führt dies zwangsläufig zu einem hierarchischen Verhältnis von „oben“ nach „unten“.

Ein Zusammenwirken wirklich auf gleicher Augenhöhe ist das alles nicht. Und zu wenig ist oft im Blick, dass Ehrenamtliche nicht immer erst in einen bestimmten Kompetenz-Status versetzt werden müssen, sondern vielfach bereits ihre eigenen Kompetenzen (also auch nicht nur Interessen!) einbringen, die sie durch ihre je eigene Lebens- und Berufserfahrung erworben haben. Das kann so unterschiedliche Bereiche wie Bau- und Finanzangelegenheiten, sozialdiakonische Aufgaben oder die großen konziliaren Themen (Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung) und vieles mehr umfassen. Somit lässt sich sagen: „Wenn man den Einsatz der Ehrenamtlichen wirklich ehren will, dann kann dies nicht zuletzt dadurch geschehen, dass man die Eigenständigkeit ihres Dienstes anerkennt und nicht alles doch wieder unter der Obhut der Pfarrer als den ‚leitenden Geistlichen‘ sieht.“

Gerade eine solche(!) Wertschätzung ist unabdingbar, wenn der Pfarrberuf als ein durch den Dienst am Wort bestimmter Professionsberuf verstanden werden soll (vgl. These 9). Das bedeutet keineswegs, dass Pfarrer alle Bereiche kirchlichen Lebens, die nicht unmittelbar in Zusammenhang mit ihren Kerntätigkeiten (vgl. These 8) stehen, aus ihrem Bewusstsein und Interesse zu verbannen hätten. Das stünde auch im Widerspruch zu der in der Installationsfrage eingeforderten Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem „Kirchenvorstand und allen, die in der Gemeinde Dienst tun“. Eine mehr oder weniger universale Zuständigkeit der Pfarrer für alles in der Kirche bzw. Gemeinde (und sei es „nur“ im Sinn einer Letztverantwortung) kann damit nicht gemeint sein.

Eine Richtungsanzeige könnte so lauten: Je mehr unser Handeln in der Kirche durch eine wechselseitige Achtung jeweiliger Kompetenzen und Aufgaben auf gleicher Augenhöhe geprägt ist, umso mehr bekommen Pfarrer Kräfte für ihre Kernaufgaben frei; umso mehr kann eine Gemeinde als ein Leib mit vielen, sich durchaus auch unterscheidenden Gliedern in Erscheinung treten. In diesem Leib kann es nicht die Herrschaft bestimmter Glieder über andere geben (vgl. Barmen 4). Alle Glieder zusammen haben einen Herrn (1.Kor. 12,5).

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